Die Zauberer von Atlantis
Erstes Buch:
Die Zeit des Silbernen Fuchses
1. Kapitel: Am Ende der Zeiten
Die Welt hatte sich weiter gedreht. Doch nicht mehr lange. Die Sonne war klein und blutrot. Die letzten Völker führten Kriege im Süden oder warteten im Norden im uralten Königreich Atlantis auf das Ende. Niemand konnte es genau berechnen. Es mochten Jahrzehnte oder Jahrhunderte sein. Aber jeder wusste, dass es zu Ende ging. Bald würde alles Leben auf der Erde erlöschen, bevor die Sonne und die Planeten selbst zerstört wurden und in das ewige Nichts eingingen.
Adebar erwachte und ging zum Fenster. Ein kühler Wind wehte, aber besondere Veränderungen waren nicht zu bemerken. Seit er sein Studium der Zauberei in der Hauptstadt Atlantium abgeschlossen hatte, waren drei Monate gleichförmig und eintönig vergangen. Auf dem Landsitz der Familie verlief alles wie eh und je, außer dass die Gefährten und Freunde seiner Kindheit die Umgebung im Nordwesten des Reichs inzwischen verlassen hatten.
Der Vater begrüßte die Anwesenden im großen Speisesaal zum Frühstück. Ascolan war lange als Kommandant im Krieg im Süden gewesen, doch nachdem Atlantis sich aus den endlosen Scharmützeln weitgehend zurückgezogen hatte, harrte auch er untätig auf dem Landsitz aus. Rechts von ihm saß die Mutter Adele in weißem Gewand mit langen silbergrauen Haaren, links von ihm der erstgeborene Adama, hochgewachsen mit stolzen und wachen Augen und elegantem dunklen Spitzbart. Der kleinere Bruder Andron und das jüngste Kind der Familie, die Schwester Alena, saßen dabei. Außerdem der alte Hofmeister und die Erste Magd des Hauses. Weitgehend schweigend beendete man die gemeinsame Mahlzeit.
„Wer kommt mit auf Fuchsjagd?“, fragte daraufhin Adama. „Was haben dir die armen Füchse denn getan?“, fragte Alena verärgert. „Nichts“, entgegnete Adama. „Es macht mir einfach Spaß, sie zu jagen und beim Töten die eigene Macht zu spüren! Das dürfte die älteste Tradition der Welt sein und der Adel wird sie weiterführen, solange noch Füchse leben.“ „Oder solange noch Menschen leben“, fügte Adebar sarkastisch hinzu. „Vermutlich löschen sie sich vorher aus, wenn man dich als Paradebeispiel für die Menschheit betrachtet.“ „Wie dem auch sei“, meinte Adama, ohne eine Verstimmung angesichts der spitzen Bemerkung des Bruders erkennen zu lassen. „Die Pferde sind bereit. Ich reite mit den Männern los und treffe meine Freunde an der großen Brücke.“ „Ich komme mit“, sagte Andron. „Gut!“, rief Adama und klopfte dem kleinen Bruder auf die Schulter. „Dabei lernst du mehr als in der Schule. Du wirst heute deinen ersten Fuchs erlegen! “ „Viel Erfolg“, wünschte der Vater in tiefem Bass durch den kräftigen braunen Bart. „Und besten Gruß an die Fürsten.“ „Jawohl, Vater!“, rief Adama. „Deine Söhne werden dir Ehre erweisen. Jedenfalls die mutigen und edlen unter ihnen!“ „Verschwinde bloß, du Aufschneider!“, rief Adebar dem Bruder nach. „Ich sehe keinen Sinn darin, wie ein Wilder Füchse oder Hirsche abzuschlachten.“ „Beneide uns, wenn wir mit ihrem Fell zurückkehren!“, erwiderte Adama und verließ mit Andron den Saal. Bald darauf sah man sie mit einer Gruppe weiterer Männer, bewaffnet mit Pfeil und Bogen oder Armbrust, geschwind vom Hof reiten.
„Noch immer kein Zeichen von den Jungen“, meldete der Hofmeister nach Einbruch der Dunkelheit. „Sie müssten seit Stunden wieder hier sein“, sagte die Mutter besorgt. „Vielleicht sind sie auf die absurde Idee gekommen, draußen in der Wildnis zu übernachten“, überlegte Adebar. „Das kann ich mir nicht vorstellen“, sagte der Vater. „Sie haben dafür keine Ausrüstung mitgenommen.“ „Die anderen Jäger könnten dafür etwas dabei gehabt haben“, gab Adebar zu bedenken. „Oder man hat sie vielleicht auf einen anderen Hof eingeladen zur Übernachtung.“ „Niemals hätten sie uns im Ungewissen gelassen“, sagte die Mutter. „Wir wissen alle um die Gefahren dieser Tage. Unheimliche Dinge gehen vor sich. Und erst recht dort draußen in der Wildnis.“ „Es kommt jemand!“, verkündete der Hofmeister.
Kurz danach ritten Adama und ein halbes Dutzend anderer Männer in den Hof und stiegen mit Fackeln in den Händen von ihren Pferden. „Wo ist Andron?“, rief die Mutter, die mit den anderen gemeinsam in den Hof gelaufen war. „Es ist furchtbar“, sagte Adama verzweifelt. „Wir haben stundenlang gesucht, aber nichts gefunden. Die Füchse müssen sich Andron geschnappt und ihn in die tiefsten Höhlen verschleppt haben.“ Über zwei der Pferderücken hingen schlanke tote Leiber. Die Männer hatten zwei Füchse erlegt, deren nackte elegante Körper mit menschlichen Gliedmaßen und wildem tierischen Antlitz von zartem roten Fell bedeckt waren. „Andron war über einen Hügel voraus geritten“, berichtete Adama. „Dann haben wir ihn aus den Augen verloren und nicht mehr wiedergefunden. Es ist alles meine Schuld! Wir stellen einen schwer bewaffneten Trupp zusammen und machen uns sofort wieder auf die Suche!“ „Wenn die Füchse einen Menschen greifen“, erklärte der Vater grimmig, „dann sieht man ihn nie mehr wieder. Dieses ganze wilde Gesocks gehört ausgerottet!“ „Sonst sind sie doch immer geflohen“, sagte Adebar. „Sie waren kaum gefährlicher als Hasen und Rehe. Seit Jahren wurde hier kein Mensch mehr von Füchsen angegriffen.“ „In letzter Zeit wurde öfters von seltsamem Verhalten der Unwesen berichtet“, sagte Adama. „Das kann nur eins bedeuten“, sagte der Vater. „Im Wilden Volk ist wieder ein Zauberer herangewachsen. Das ist in der Tat seit Jahrzehnten nicht passiert. Fragt sich, ob zuerst die rote Sonne erlischt oder die Wilden alle Menschen in diesem Landstrich vernichten.“ „Haben die Füchse Andron getötet?“, fragte Alena entsetzt. „Sie töten für gewöhnlich keine Menschen“, erklärte die Mutter wie entgeistert. „Soweit man es von früher weiß, halten sie Menschen als Sklaven - und foltern sie auf grausame Weise!“ „Wir müssen den Kampf aufnehmen!“ stellte Adama fest und gab den anderen Männern hitzig Anweisungen. Adebar schloss seine Augen und flüsterte eine Formel. Er wollte einen Suchzauber weben, aber entweder war Andron bereits zu weit entfernt oder etwas anderes verhinderte, dass der Zauber wirkte und Adebar geistig die Spur des Bruders aufnehmen konnte. Er sah vor seinem inneren Auge lediglich dunkle Hügel und Felder, aber keine Hinweise auf den Gesuchten. Kurz darauf ritten die mit Schwertern, Streitäxten, Speeren und Hellebarden bewaffneten Männer unter Adamas Führung wieder los. Doch die Füchse hatten sich in die tiefste Wildnis des Nordens zurückgezogen und drei Wochen später war noch immer keine Spur des entführten Jungen gefunden.
Das nächste Jahr brachte weiteres Unheil über die Menschheit. Im Süden wurden viele Tausende in Schlachten und Raubzügen getötet, bevor es zu zahlreichen starken Erdbeben, mächtigen Vulkanausbrüchen, gewaltigen Stürmen und schrecklichen Flutkatastrophen kam, deren todbringende Verheerungen hunderttausende Menschen und Tiere in kurzer Zeit das Leben kosteten. Die letzten Städte des Reiches verloren zunehmend die Verbindung zu anderen Weltgegenden und bald kam es auch hier, im vormals reichen und sicheren Atlantis, zu schweren Engpässen bei der Versorgung mit den nötigsten Lebensmitteln. Die städtischen Einrichtungen des früheren bürgerlichen Daseins wurden weitgehend abgebaut, da die Bevölkerung sich vornehmlich um die Reste von Landwirtschaft und Viehhaltung für das nackte Überleben kümmern musste. Einzig am Hofe von Atlantium wurde der gewohnte Lebenswandel des Königshauses und des Hochadels vorerst noch aufrecht erhalten. Der Landsitz von Adebars Familie und die benachbarten Fürstenhöfe hatten sich mit ihren getreuen Mannschaften bis unter die Zähne bewaffnet und ein Netzwerk zur eigenen Versorgung gegründet, dass man in den nächsten Jahren erbittert gegen die zu erwartenden Begehrlichkeiten der armen Bevölkerung aus den nächsten Städten und Dörfern zu verteidigen gedachte. An gesellschaftlichen Austausch oder kulturelle Betätigung war deshalb für Adebar nicht mehr zu denken. In die Wildnis des Nordens konnte man sich indessen ebenfalls nur noch in größeren bewaffneten Gruppen wagen, um Wildbrett zu jagen, da die wilden Tiere und die lange Zeit verborgenen Unwesen sich dort so schnell wie der Wind vermehrten und auf Menschenfleisch lauerten. Einzig von den Füchsen war vorerst kaum mehr etwas zu sehen. Die Hoffnung, Andron jemals wiederzufinden und zu befreien, hatten deshalb alle aufgegeben. Denn falls auch die roten Hybridwesen unter Hunger und anderen Bedrohungen litten, würden sie eine kräftige Mahlzeit den sadistischen Spielfreuden ihrer Sklavenhaltung sicherlich vorziehen.
2. Kapitel: Dunkle Gefährten
Der Schwarzmagier Pandorax blickte in die Kristallkugel. Er wirkte finstere Beschwörungen, um zu ergründen, wo er seinen Feind finden konnte. Das Glas leuchtete dunkelblau und dunkelrot und nach einiger Zeit wurde es wieder schwarz. Pandorax verdeckte die Kugel mit einer schweren Decke. Dann erhob er sich, begab sich in seine Bibliothek und suchte ein bestimmtes Buch heraus. Er setzte sich mit dem alten Band an ein Pult und blätterte darin, bis er zu der Seite mit dem Zauberspruch kam, den er gesucht hatte. Daraufhin begab er sich eine schmale Wendeltreppe hinab in ein unterirdisches Gemach. An den Wänden dieser runden Kammer entzündete er Kerzen, bevor er auf dem Boden mit weißer Kreide einen großen Kreis und darin ein Pentagram zeichnete. Pandorax setzte sich weihevoll im Schneidersitz in die Mitte des Bannkreises und führte das Ritual durch. Er schloss die Augen und wisperte die Beschwörungsformel in unheimlichem Singsang. Nach einigen Augenblicken begann der magische Zirkel phosphoreszierend zu leuchten und es kamen Schwefeldampf und Metallgerüche auf. Dann breitete sich ein unheimliches Knistern im Gemach aus, bis endlich das silbern glitzernde Antlitz des Dämons erschien. „Stets zu Diensten“, sagte das schlanke Unwesen höhnisch grinsend mit einer eleganten Verbeugung. „Dämon Ulangarth“, sagte Pandorax. „Ich habe dich beschworen, um einen widerlichen Feind zu vernichten. Ich habe den Unhold in der Kristallkugel aufgespürt. Wenn du ihn mir als Folteropfer auslieferst und ihn dann in deine Dunkelwelt hinab ziehst, um ihn unendlich weiter Leiden zu lassen, dürfte das ein angemessener Lohn für deine Dienste sein.“ „Jawohl, Meister“, versicherte das Unwesen.
Felarion trennte seinem Gegner mit brutalen Streichen die Nase und die Ohren ab. Dann führte er einen schnellen Stich durch das Herz und schlug dem Besiegten in einer eleganten Drehung den Kopf ab. Aus allen Wunden sprudelte das Blut des Abgeschlachteten, als der siegreiche Kämpfer unter tosendem Beifall sein blutgetränktes Schwert hoch in die Luft streckte. Das Publikum wollte hier mehr sehen, als einen gewöhnlichen Kampf auf Leben und Tod, wusste der Schwertmeister. Wenn man den Leuten ein grausames Schauspiel bot, zahlten die Buchmacher einem das Vielfache, denn normale Todeskämpfe oder öffentliche Hinrichtungen gab es schließlich überall und jeden Tag zu sehen. Felarion ließ sich noch von einigen begeisterten Zuschauern auf die blutbeschmierten Schultern klopfen und kassierte dann den Beutel mit Goldmünzen. Danach begab er sich in den nahe gelegenen Gasthof, um seinen fünften Sieg in diesem Monat zu feiern. Es hatte sich wirklich gelohnt, in den nördlichen Provinzen von Atlantis am Rande der großen Wälder zu arbeiten. Die Gegner waren hier deutlich stärker, aber das war dem Schwertmeister lediglich von Nutzen, denn so konnte er ein um so größeres Spektakel veranstalten. Außerdem wusste er, dass er nur durchtriebene Massenmörder und Halsabschneider vernichtete, die sich selbst im Zweikampf bereichern und am bezahlten Töten erfreuen wollten. Jedenfalls schlachtete er dabei keine unbedarften Sportfechter wie in den größeren Städten und auch keine Massen unschuldiger Zivilisten wie zuvor im jahrelangen Dienst als Söldner in den Kriegen des Südens. Noch ein paar Monate und dann konnte er sich endgültig zur Ruhe setzen. Als Felarion einige Gläser Bier getrunken hatte und sich gleich mit einem jungen Freudenmädchen aufs Zimmer begeben wollte, stand plötzlich ein finsterer Mann in schwarzem Kapuzenumhang an seinem Tisch. Der Schwertmeister legte die Hand auf den Schwertgriff und wunderte sich, dass er diesen unheimlichen Fremden nicht viel früher beim Betreten des Gasthofes oder bei der Annäherung bemerkt hatte. „Sei gegrüßt, Schwertkämpfer“, sagte der Mann. „Ich bin Pandorax und suche Gefährten für eine wichtige Mission. Du bist der richtige dafür und ich kann dir jeden Preis bezahlen.“
Pandorax, Felarion und Ulangarth standen am Rande einer Lichtung in den nördlichen Wäldern. In der Mitte dieser Lichtung stand ein großer uralter Runenstein. „Erscheine, Hexe des Waldes!“, rief der Schwarzmagier. Daraufhin begannen kalte Winde um den Stein zu wehen und Laub und Unterholz wurden aufgewirbelt. Als der Wind abebbte und die Sicht wieder klar wurde, stand eine schlanke Frau in blaugrünem Gewand vor dem magischen Stein. Sie hatte lange und wirre dunkelgrüne Haare und ein wunderschönes Gesicht, dessen Augen wie magische grüne Edelsteine leuchteten. „Sei gegrüßt, Zayandra, Herrin des Waldes“, sagte Pandorax. „Was führt dich hierher in den tiefen Wald, zu meinem Hexenstein?“, fragte die Zauberin mit geheimnisvoller heller Stimme. „Ich möchte dir einen Pakt anbieten“, erwiderte Pandorax. „Dies hier sind der Dämon Ulangarth und der Schwertmeister Felarion. Wir begeben uns auf einen Feldzug, um einen gefährlichen Feind zu vernichten und unvorstellbare Macht zu erlangen. Dafür benötigen wir deine Hilfe. Und es soll dein Schaden nicht sein, wenn du uns begleitest.“
Sie saßen in einem geräumigen Turmgemach auf Pandorax´ Anwesen. Der Schwarzmagier erklärte den angeworbenen Gefährten weitere Einzelheiten seines Vorhabens. „Ich habe meinen Feind, den Schwarzmagier Alazar, mithilfe meiner Kristallkugel aufgespürt“, sagte er. „Der Widerling war viele Jahre lang in anderen Dimensionen das Daseins unterwegs, um Macht anzusammeln und Unheil zu verbreiten, aber jetzt hat er sich auf der Erde in einer dunklen Festung weit im Osten im Wüsten Land niedergelassen.“ „Was hat den Magier dazu bewegt“, fragte Zayandra, die Waldzauberin, „sich in diesen Gefilden niederzulassen?“ „Das hat damit zu tun“, sagte Pandorax, „was ich ebenfalls durch die Kristallkugel sehen konnte. Er hat irgendwo in den anderen Welten ein mächtiges magisches Artefakt ergattert. Einen uralten Zauberstein, der unter anderem als das Dämonenauge bekannt ist. Dabei handelt es sich um eine unvorstellbar machtvolle magische Waffe, mit der man unter den richtigen Umständen und mit dem nötigen Wissen und den notwendigen magischen Fähigkeiten ganze Welten und ganze Galaxien vernichten kann.“ „Ein Kampf gegen diesen Gegner“, sagte Felarion, „erscheint mir nicht sehr aussichtsreich, wenn er wirklich über solche Mächte verfügt.“ „Ich vermute“, sagte Pandorax, „dass Alazar noch nicht vollständig über die Kräfte des Dämonenauges verfügen kann. Sonst hätte ich die Wirkungen bereits durch die Kristallkugel verspürt. Ich nehme deshalb an, dass er das Artefakt in der dunklen Festung im Wüsten Land verwahrt, damit dem Zauberstein weitere Mächte zuwachsen, die vielleicht mit unserer Welt und ihren Naturelementen zusammenhängen. Wenn dann der richtige Zeitpunkt gekommen ist, dem Dämonenauge seine vollständigen Kräfte innewohnen und diese für seinen Besitzer nutzbar sind, dann wird Alazar es benutzen und damit zuschlagen wie es ihm beliebt, um alles, was ihm im Wege stehen könnte, erbarmungslos auszulöschen und eine unvorstellbare Schreckensherrschaft zu errichten. Er würde über eine fürchterliche Allmacht verfügen.“ „Verständlich“, bemerkte Felarion, „dass du diese Allmacht für dich selbst erlangen möchtest.“ „Alazar und ich sind seit undenkbaren Zeiten erbitterte Feinde“, erklärte Pandorax. „Ich wäre sicher einer der ersten, der unter dem Unhold leiden müsste, wenn er meiner habhaft werden könnte. Deshalb will ich dem Feind zuvorkommen und das Dämonenauge in meinen Besitz bringen. Das sollte mich und meine Getreuen anstelle Alazars zu allmächtigen Herrschern des Kosmos machen!“ „Wir werden also Anteil an dieser Macht erlangen, wenn wir dir beistehen?“, fragte die Waldhexe. „Genau das ist mein Plan“, versicherte Pandorax. „Alazar wird es sein, der unendlich leiden darf, und wir werden gemeinsam die Allmacht des Dämonenauges erlangen.“ „Ich werde Alazar in die Welt der Dämonen hinab ziehen“, zischelte der Dämon Ulangarth bösartig. „Auf unseren Folterburgen wird er ewige Qualen erfahren. Und das Dämonenauge verschafft uns die Vorherrschaft über das gesamte Multiversum.“
3. Kapitel: Ein Attentat
Niemals zuvor hatte ich mehr Schiffe in den Hafen von Atlantium einfahren und vor Anker gehen sehen, als nach dem Tod meines Großvaters König Kardaros von Atlantis. Aus fernen Ländern kamen die Oberhäupter der Hohen Häuser persönlich oder ihre höchsten Abgesandten, um über Ursachen und Folgen seiner Ermordung durch den Feind zu beraten. Und um über die Nachfolge zu verhandeln. Denn es war längst nicht mehr selbstverständlich, dass die alten Traditionen der Erbfolge eingehalten wurden und somit mein ältester Onkel Karodan den Obsidianthron besteigen würde. Innerhalb der Hohen Häuser von Atlantis und zwischen ihnen herrschten erbitterte Fehden und tödliche Intrigen und dennoch musste der nächste König das Reich vor allem geschlossen gegen die äußeren Bedrohungen führen. Denn soweit wir bisher wussten, hatte eine feindliche Macht Kardaros durch einen unvorstellbaren Anschlag ins Reich der Toten befördert. Die Bevölkerung war aufgewühlt. Innere und äußere Gefahren konnten auf der sterbenden Erde unter der roten Sonne ständig auf ungeahnte Weise zunehmen und zu verheerenden Entwicklungen führen. Ich saß unter den rund fünfzig nächsten Verwandten des Verstorbenen, als die hohen Würdenträger der Reihe nach in die große Empfangshalle einzogen und die ersten Zeremonien durchgeführt wurden, bevor in den nächsten Tagen nach der feierlichen Beisetzung des Königs die geheimen Aussprachen der Hohen Häuser begannen. Niemand wusste, ob bereits nach wenigen Tagen oder aber erst in einigen Monaten über die Nachfolge und die weiteren organisatorischen und militärischen Fragen entschieden sein würde. Wahrscheinlich war die Machtergreifung durch Karodan, doch unabhängig davon konnte es im Zuge jeder möglichen Entwicklung auch zu einschneidenden Veränderungen für jeden Angehörigen der königlichen Dynastie kommen. Wie sehr dies mich persönlich betreffen sollte, hätte ich allerdings nicht zu träumen gewagt.
* * *
Ich reiste auf den Pfaden der Toten. Myriaden an Portalen konnte ich aufstoßen und so in beliebige Zeiten und Räume reisen. Wie kaum ein anderer ward ich in den schwarzen Künsten unterwiesen und nachdem ich endlich die Meisterschaft erlangt hatte, führte ich nun einen Auftrag für die Gilde der Schwarzkünstler und meinen allmächtigen Meister aus. Ich erschien im Thronsaal, der mein Ziel war, und schwebte auf mein Opfer zu. Eine magische Formel gewispert und es lag danieder. Seine Überreste zerstäubte ich zu Nichts, damit keine Kunst eines Zauberers es wiederbeleben konnte. Sekunden später war ich wieder in der Festung des Meisters und berichtete von meinem Erfolg. Es verlief alles wie geplant, um die Vorherrschaft an uns zu reißen.
* * *
Drei Tage nachdem mein Onkel Karodan während seiner Krönungszeremonie von einem unbekannten Attentäter der Feinde ermordet worden war, wurde ich zur Königin von Atlantis gekrönt. Offensichtlich wollte kein anderer eine Position einnehmen, in der die Lebenserwartung derartig gering war. Gegen die Mächte der neuen Feinde aus den Untiefen des Wüsten Landes hatten wir bisher kein aussichtsreiches Mittel. Und so wollte man eine Marionette auf dem Obsidianthron installieren, bis die Gefahren gebannt sein mochten. Warum sonst hätte man ein vierzehnjähriges Mädchen allen näheren Verwandten und hochrangigen Militärführern des letzten Königs vorziehen sollen? So lebte ich als Königin Sydyana vollkommen in der Gefangenschaft des Protokolls, wie sie fürchterlicher für niemanden bei Hofe sein konnte.
4. Kapitel: Ein Wanderer
Eines Abends wanderte eine einsame graue Gestalt auf der Landstraße zum Hof von Adebars Familie. Der alte Mann hatte lange weiße Haare und einen langen weißen Bart und war in einen weiten grauen Kapuzenumhang gehüllt. Er ging auf einen langen Wanderstab aus dunklem Holz gestützt, in den uralte geheimnisvolle Runen geschnitzt waren. Adebar erblickte den Wanderer bereits aus der Ferne und er wusste, obwohl der Ankömmling langsam und gebrechlich wirkte, dass er den Stab nicht nur zum Wandern gebrauchen konnte. Der alte Zauberer Tyrbalt wurde als Gast willkommen geheißen und saß abends mit dem jungen Mann am Kamin, den er einst mit anderen Studenten in Atlantium unterwiesen hatte. „Fast drei Jahre sind vergangen“, sagte der Zauberer. „Mir scheint nicht, dass du deine Studien hier gewissenhaft fortgesetzt hast.“ „Wir hatten wahrlich andere Sorgen“, erwiderte Adebar. „Außer wenigen Utensilien und ein paar Büchern steht mir hier auch nicht viel zur Verfügung, um Zauberkunst oder Alchemie zu praktizieren.“ „An der Akademie sieht es auch nicht gut aus“, berichtete Tyrbalt. „Unter der jungen Königin kann ich zwar weiter arbeiten und magische Studien betreiben, aber bei Hofe herrschen Intrigen und Laster wie nie zuvor und die Bevölkerung im ganzen Reich und auch in der Hauptstadt ist völlig verarmt und verroht. Viele fähige Zauberer gibt es nicht mehr.“ „Ist das der Grund deiner Reise?“, fragte Adebar. Er war zwar ein begeisterter und sehr erfolgreicher Student der Zauberkünste gewesen, hatte jedoch nicht geplant, an der Akademie oder bei Hofe zu dienen, weil die Verhältnisse dort schon seit langem unliebsam waren und in diesen Zeiten alle Kräfte zur Weiterführung des elterlichen Landsitzes gebraucht wurden. „Es ist ein Grund“, sagte der alte Zauberer. „Ich befinde mich tatsächlich auf Wanderschaft, um fähige Gefährten zu finden, mit denen ich den Gefahren dieser Tage etwas entgegensetzen kann. In deinem Fall ist es jedoch etwas besonderes.“ „Worum geht es?“, fragte Adebar. „Es gibt Anzeichen von deinem verschollenen Bruder“, sagte Tyrbalt. „Darüber sollten wir jedoch vorerst nicht mit deinen anderen Verwandten sprechen.“ „Er ist vor Jahren verschwunden“, sagte Adebar erstaunt. „Was hat es mit diesen Neuigkeiten auf sich?“ Tyrbalt lehnte sich schwermütig zurück und nahm einen großen Schluck aus seinem Bierkrug. Er schwieg eine Zeit lang und blickte in eine unbestimmte Ferne, bevor er weiter sprach. „Die Anschläge der letzten Jahre auf das Königshaus“, erklärte er, „scheinen auf eine unbekannte Macht aus dem Wüsten Land zurückzugehen. Ich haben Untersuchungen darüber angestellt und tatsächlich eine Quelle von unglaublicher und unheimlicher Macht aufgespürt. Ein mächtiger Schwarzmagier namens Alazar treibt von dort aus sein böses Spiel und seine dunkle Macht scheint von Tag zu Tag weiter zu wachsen. Im Zuge seiner finsteren Bestrebungen hat er die alten Unwesen und große Teile des Wilden Volkes für seine Machenschaften eingespannt. Auch die Füchse und die Hirsche und andere Hybridwesen stehen unter seinem Einfluss. So kam es zu den vielen Untaten und auch Entführungen durch sie in den letzten Jahren.“ „Dann ist Andron also wirklich von den Füchsen verschleppt worden“, sagte Adebar. „Und er ist am Leben? Es gibt plötzlich Zeichen von ihm?“ „So ist es“, sagte Tyrbalt. „Die Füchse haben ihn jedoch nicht bloß, wie frühere Vermutungen über derartige Geschehnisse besagen, als Sklaven gefangen, um ihn auszubeuten und sich an ihm zu belustigen oder ähnliches. Genaueres weiß ich noch nicht. Aber letztlich dürfte er nach Osten in das Wüste Land zu Alazar gelangt sein, der ihn als Werkzeug für seine dunklen Ziele benutzt.“ „In diesem Fall hast du einen Gefährten für deine Wanderschaft gefunden“, sagte Adebar entschlossen.
Am nächsten Morgen verließen Tyrbalt und Adebar den Landsitz. Sie verabschiedeten sich herzlich von den Eltern Ascolan und Adele, von den Geschwistern Adama und Alena und vom Hofpersonal. Von den geheimen Vermutungen und Plänen Tyrbalts durften sie der Familie nichts sagen, um sie nicht in größere Gefahr zu bringen und damit die Nachrichten nicht über Dritte an die Falschen und womöglich an den größten Feind geraten konnten. Den überstürzt wirkenden Aufbruch und den Abschied von Adebar auf unbestimmte Zeit konnte man nur schwer verstehen und verkraften. Der junge Zauberer sagte jedoch, dass er einfach Abenteuerlust verspüre sowie den Drang, in diesen schweren Zeiten an der Seite von Tyrbalt mehr für das Reich und die Menschen zu bewirken, als zu Hause möglich war. Mit Proviant und den besten Wünschen der Familie ausgestattet begaben die beiden sich auf die Landstraße, die sie zunächst wieder in die Hauptstadt Atlantium führen sollte, bevor sie weiteres über die bedrohliche Lage und das Wirken des Feindes aus dem Wüsten Land herausfinden mochten.
5. Kapitel: Bei den Füchsen
Zwei Füchse hatten wir bereits erlegt, als sie plötzlich von Überall wie aus dem Nichts auftauchten. Meine Jagdgefährten waren nirgends mehr zu sehen, als die Wilden von allen Seiten auf mich zu schnellten und zu sprangen. Ich sah ihre schlanken, muskulösen Körper und ihre wilden, roten Gesichter um mich herum wirbeln und dann spürte ich einen harten und schmerzhaften Schlag auf dem Hinterkopf und verlor das Bewusstsein. Als ich wieder erwachte, war es um mich herum stockdunkel. Zuerst fühlte ich die Schmerzen von dem Schlag im Nacken. Dann bemerkte ich, dass ich an Armen und Beinen gefesselt und an einem Baumstamm oder Pfahl oder etwas ähnlichem angebunden war. Nachdem ich wohl erneut eingeschlafen war, näherte sich mir irgendwann eine grelle, heiße Flamme. Etwas stieß mir in die Rippen und ich erkannte, dass ein Wilder mit einer Fackel und einem Holzstab vor mir stand. Der Fuchs gab unverständliche kehlige und zischende Laute von sich und schien mich von oben bis unten zu begutachten, wobei er mich mit dem blendenden Licht der Fackel beleuchtete und mich immer wieder grob mit seinem Stab anstieß, als nehme er eine genaue Untersuchung vor. Dann verschwand er wieder und ich schlief erneut vor Erschöpfung ein. Später fiel von irgendwo ein leichter, flackernder Lichtschein auf den Ort meiner Gefangenschaft und ich erkannte, dass ich mich in einem kleinen, niedrigen Höhlenraum befand, dessen Wände aus dunklem Gestein und fester, schwarzer Erde bestanden. Bald kamen mehrere Füchse, um ihre Beute zu betrachten, und stießen mich ebenfalls mit Stöcken und Lanzen an. Zum Teil fügten sie mir damit Stiche und kleinere Fleischwunden zu, was die Wilden weiter anstachelte und zu einem widerlichen Kichern und Glucksen anregte. An Flucht war wohl kaum zu denken, doch zu meiner Überraschung banden die Füchse mich irgendwann los und führten mich in einen anderen, größeren Höhlenraum, in dessen Mitte sie ein Lagerfeuer errichtet hatten. Sie geboten mir mit groben Gesten und kehligen Lauten, mich niederzulassen, und schließlich gaben sie mir ein paar bittere braune Wurzeln zu essen und etwas Wasser zu trinken. Nun durfte ich mich weitgehend frei in ihren Höhlengewölben und finsteren Gängen bewegen. Wenn ich jedoch an bestimmte Stellen kam, die vielleicht zu geheimen Räumen der Horde oder zu einem Ausgang führen mochten, dann erschien ein Fuchs und stieß mich brutal nieder, fauchte mich wild an und verwies mich auf die begrenzten Bereiche zurück, in denen ich mich aufhalten konnte. Mit der Zeit lernte ich, wo ich mich bewegen durfte und welche Bereiche der Höhle mir verwehrt waren. Ich suchte mir einen Schlafplatz, den ich mit etwas weichem Gestrüpp auslegte, das ich in den Gängen gefunden hatte. Ähnlich schienen es auch die Wilden mit ihren Schlafplätzen zu halten, die keine gesonderten Privatbereiche kannten und sich lediglich in kleinen Gruppen auf Lagerstätten zusammen fanden, die so etwas wie Partnerschaften oder Familienverbände darstellen mochten. Zu bestimmten Zeiten versammelten sich die Füchse um ihr Lagerfeuer und es gab etwas zu essen, sodass ich mich daran orientierte und mich zu ihnen gesellte, um nicht zu verhungern und zu verdursten. Außer gewissen Mahlzeiten und Schlafphasen, die jedoch nicht sehr regelmäßig vonstatten gingen, hatte ich keine Orientierung darüber, wann draußen Tag oder Nacht sein mochte. Und somit wusste ich auch nicht, wie lange ich bereits in dem Fuchsbau verbracht hatte, als ich schließlich die Gesichter der rund dreißig Füchse dieses Stammes unterscheiden konnte und über einige Gesten und Laute hinaus begann, die Sprache des Wilden Volkes zu erlernen. Ich nahm an ihren kargen Mahlzeiten und Versammlungen um das Lagerfeuer teil ebenso wie an ihren spielerischen Stockkämpfen und den wenigen weiteren primitiven Aktivitäten zum Zeitvertreib in der tristen Höhle. Ich wurde langsam zu einem Mitglied jenes Volkes, dessen glänzendes rotes Fell ich als kleiner Junge nur in ausgestopfter Form oder zu Mänteln des Hochadels verarbeitet gesehen hatte.
„Du heute nach oben“, sagte eines Tages der alte Schamane Oborion zu mir. Wie bei allen Füchsen hatte ich das Gefühl, dass der Sinn der Worte eigentlich nicht durch die Laute vermittelt, sondern vielmehr durch Gedanken übertragen wurde, welche der grunzende und zischende Singsang lediglich als Melodie begleitete, um eine gewisse Stimmung auszudrücken. „Was geschehen?“, fragte ich. „Du heute auf den Altar des Lichtes“, sagte Oborion. „Größte Ehre für guten Fuchs!“ Die Füchse hatten mich zwar für ihre Verhältnisse recht freundlich behandelt, sie waren jedoch auch immer für eine seltsame Überraschung gut. Deshalb wusste ich nicht, was mich erwartete, und folgte Oborion mit gemischten Gefühlen. Er führte mich einen schmalen und langen Gang aufwärts und das erste Mal nach sehr langer Zeit gelangte ich wieder ans Tageslicht und konnte klare frische Luft atmen. Nachdem ich mich blinzelnd an das Licht der roten Sonne gewöhnt hatte, blickte ich mich um und sah Hügel, Wiesen und Felder. In der Ferne war ein großer, grüner Wald unter hellem, violettem Himmel zu sehen. Der Ausgang der Höhle befand sich in einem relativ kleinen und unscheinbaren Hügel, denn der verzweigte Fuchsbau war offenbar vollständig unterirdisch angelegt. Auf diese Weise konnten die Füchse sich schnell zurückziehen und waren für die Menschen kaum aufzuspüren, zumal sie einen der vielen, weit über die Landschaft verstreuten Ausgänge bei Gefahr sehr leicht verschließen und verdecken sowie für mögliche Eindringlinge unpassierbar machen konnten. Oborion führte mich nun ein Stück weiter auf einen anderen Hügel, auf dem ein runder Platz mit einer Umrandung aus grauen Steinen und langen Holzpfählen gestaltet war. Dies war offenbar die Kultstätte des Wilden Volkes, welche der Schamane zuvor den Altar des Lichtes genannt hatte. Darum herum standen bereits drei weitere Fuchsmänner des Stammes. Außerdem war eine weitere eindrucksvolle Gestalt anwesend: Ein Vertreter des Hirschvolkes mit einem menschlichen Körper, aber rotbraunem Fell über den kräftigen Muskeln. Auf der breiten Stirn seines tierischen Kopfes trug er ein mächtigen Geweih. Der alte Fuchsschamane gebot mir, mich für die folgende Zeremonie in die Mitte des Steinkreises zu begeben, während die fünf Wilden sich darum herum positionierten. Ich stellte mich also in die Mitte und jetzt kamen von allen Seiten weitere Füchse und Hirsche herbei gelaufen, um dem rituellen Schauspiel beizuwohnen. Oborion nahm einen goldenen Kelch und ein kurzes silbernes Messer zur Hand und betrat den Steinkreis. Er schritt den Kreis der Umstehenden ab und fügte jedem einen Schnitt in den Unterarm zu. Das Blut ließ er in den goldenen Kelch fließen. Zuletzt schnitt er sich selbst und fügte sein Blut ebenfalls hinzu. Dann trat er vor mich hin. „Erhebe Arm“, sagte er weihevoll. Ich tat wie mir geheißen und streckte ebenfalls meinen Unterarm vor, wie ich es bei den anderen gesehen hatte. Der Schamane schnitt leicht hinein und ließ das Blut in den goldenen Kelch fließen. Er drehte sich um und erhob den Kelch in Richtung der fernen roten Sonne. „Du gekommen Sommersonnenwende“, sagte er. „Heute wieder Sommersonnenwende. In einem Jahr du geworden ein guter Fuchs. Prophezeiung der Vorfahren sagen: Ein Fremder kommen zur Sonnenwende und führen dann die Füchse zu neuem Leben. Geben der Sonne neue Kraft und führen Wildes Volk zu Freiheit und Frieden. Herrschaft auf der ganzen Erde!“ Daraufhin reichte Oborion den Kelch unter den Umstehenden herum und jeder von ihnen trank einen kleinen Schluck, auch der Schamane selbst. Er reichte mir den Kelch und ich brauchte nicht lange zu überlegen, was man von mir erwartete. Ich setzte ihn an die Lippen und nahm ebenfalls einen Schluck des dunklen Blutes der Wilden, das mit meinem eigenen vermischt war. Dann betraten die drei umstehenden Füchse und der gewaltige Hirschmann ebenfalls den Steinkreis, begaben sich in die Mitte des Altars des Lichtes und knieten gemeinsam mit Oborion zu meinen Fußen nieder. „Magisches Blut!“, rief der Schamane beschwörend. „Magisches Blut der Erde! Magisches Blut der Sonne! Werde mächtige Waffe der Füchse! Mächtige Waffe für unseren Erlöser!“ Ein silbernes Langschwert wurde gebracht und aus dem restlichen Blut aus dem goldenen Kelch formte Oborion unter beschwörendem Singsang in einer magischen Prozedur, die grelle Flammen aufzüngeln und Funken sprühen ließ, eine glänzende dunkelrote Perle, die er in den Schaft des silbernen Schwertes einsetzte. Er überreichte mir die magische Waffe mit dem Blutstein. „Silberner Fuchs!“, rief Oborion. „SILBERNER FUCHS!!!“, hallte es tausendfach aus den Hügeln wider. „RETTER UND ERLÖSER DES GLORREICHEN VOLKES!!!“ Einige der Füchse entzündeten Fackeln und streckten sie im Kreis um mich herum in den Himmel, sodass ich die Hitze und den Rauch des Feuers spürte. Ich erhob das silberne Schwert hoch in die Luft, hoch in das Licht der sterbenden roten Sonne, um ihr neues Leben einzuhauchen.
6. Kapitel: Im Galgenwald
Pandorax und seine Gefährten wanderten nördlich von Atlantium auf einen großen Friedhof zu. Sie durchquerten das sandige und staubige Feld von alten Grabsteinen und verwitterten Holzkreuzen, bis sie in die angrenzende Galgenkolonie gelangten. Hier standen hunderte von hohen Galgen, Pfählen und Kreuzen, an denen die Gerichteten hingen oder angenagelt waren. Sowohl von der Staatsgewalt des Reiches, als auch von der provisorischen Gerichtsbarkeit der Bürger aus der Stadt und den umliegenden Dörfern wurde der Richtplatz verwendet bis hin zur reinen Lynchjustiz ohne Verhandlung und Schuldspruch. Manchmal wurden die Hingerichteten von den Scharfrichtern enthauptet und anschließend von Gehilfen verscharrt. Zumeist wurden die Köpfe jedoch zur Abschreckung auf rostige Eisenspieße gesteckt oder die Unglücklichen wurden am Ort ihrer letzten Martern hängen gelassen, bis sie verwesten oder Aasvögel sie auffraßen. Die meisten waren bereits tot, aber für einige zog sich das qualvolle Sterben noch tagelang hin. „Dies ist der rechte Ort für ein wenig Nekromantie, um Alazar aufzuspüren und seine nächsten Taten auszukundschaften“, sagte Pandorax. Der Schwarzmagier durchschritt aufmerksam die Reihen der Toten und Sterbenden und deutete dann und wann auf einen Erhängten oder anderweitig Gerichteten. Dann löste der Dämon Ulangarth den auserwählten Leib und schleppte ihn zu einem freien runden Platz inmitten des Galgenwaldes. Bald lagen fünf Leichen mit den Köpfen nach innen und den Füßen nach außen angeordnet im Kreis. In die Mitte zwischen die fünf Köpfe legte Pandorax seine Kristallkugel, deren dunkle Oberfläche sogleich zu glänzen und seltsam zu knistern begann. Die Waldzauberin Zayandra und der Schwertmeister Felarion standen ein Stück abseits und beobachteten den Vorgang, während Pandorax langsam im Kreis über die Leichen hinweg schritt und seine Hände beschwörend über der scheinbar lebendigen Kristallkugel bewegte. Dabei wisperte er eine magische Formel. Ulangarth beugte sich indessen über die Gesichter der Toten und riss ihnen mit seinen schlanken silbernen Fingern die Augen heraus. Ein Auge nach dem anderen zerquetschte er und ließ die zähe Flüssigkeit auf die Kristallkugel herab fließen. Als alle Augen ausgepresst waren, blieb Pandorax stehen und starrte in die Kugel. Diese hatte die Augenflüssigkeit vollständig absorbiert und zeigte jetzt eine hell glänzende und spiegelnde Oberfläche. Die anderen traten ebenfalls näher heran, um zu sehen, was auf diese grausige Weise offenbart wurde. Mit einem weiteren magischen Wort ließ Pandorax die Vision beginnen. In der Kristallkugel war eine schwarze Festung mit hohen dunklen Türmen im Wüsten Land zu sehen. Dann rückte ein Turm in den Vordergrund der Erscheinung und dann war eine finstere Gestalt in einem schwarzen Umhang zu sehen, die etwas in einer Hand hielt. Sie umklammerte einen runden Gegenstand wie mit einer dämonischen Kralle. Das magische Artefakt strahlte eine unvorstellbare dunkle Kraft aus und von überall her strömten dem Zauberstein weitere Energien zu, aus Erde, Feuer, Wasser und Wind ebenso wie aus dem Licht der dunkelroten Sonne und aus der bodenlosen Leere des unendlichen schwarzen Weltraums. Der dunkle Turm, in dem sich der Schwarzmagier Alazar mit dem mächtigen Dämonenauge befand, war von knisternden weißen, gelben, roten und violetten Blitzen und von dunklen Energiewellen umgeben. Als nächstes offenbarte die Kristallkugel eine weite Ebene, über die eine dunkle Gestalt auf einem schwarzen Pferd mit einem zum Angriff ausgestreckten silbern glänzenden Schwert hinweg fegte. Sie führte eine riesige Armee von unzähligen Schwarzkünstlern, silbergrauen Dämonenbestien, kreischenden Unwesen und Angehörigen des Wilden Volkes an, welche wie von einer dunklen Macht getrieben auf die Mauern einer menschlichen Ansiedlung zu stürmten. Die menschliche Befestigung wurde mühelos überrannt und dem Erdboden gleichgemacht. Danach blieb nur verwüstete und verbrannt Erde zurück, auf der nie wieder Leben gedeihen konnte. Plötzlich war wieder der dunkle Turm von Alazars Festung zu sehen. Dann flackerte die Oberfläche der Kristallkugel und ein großes, grauenhaftes Auge blickte daraus die erstaunten Gefährten an. Es funkelte giftgrün und abgrundtief böse. „Ewige Verdammnis!“, ertönte eine finstere Stimme. Die Kristallkugel wurde schwarz und zersplitterte in einer gewaltigen Explosion in abertausend winzige Stücke. Die Betrachter wären von der dunklen Energiewelle und den herum fliegenden scharfen Glassplittern zerfetzt worden. Doch Pandorax, der die Gefahren der schwarzen Künste bestens kannte, hatte blitzschnell einen magischen Schutzwall dagegen errichtet. Kaum glaubten die Gefährten, den Überraschungsangriff des Feindes abgewehrt zu haben, da regten sich plötzlich die Leichen, welche Pandorax zuvor zum Zwecke der Nekromantie gebraucht hatte, um die Visionen der Kristallkugel zu erzeugen. Die Untoten erhoben sich wie grauenhafte Marionetten und bewegten sich mit leeren Augenhöhlen und ausgestreckten Armen auf die Leute zu. Zugleich kamen zahlreiche weitere Zombies von den Galgen und Kreuzen herabgestiegen. Andere warfen die Erde ihrer Grabstätten auf und kamen aus ihren kalten Gräbern herauf. Die schwarzmagische Fernwirkung Alazars hatte die Toten wieder aufgeweckt und mit übernatürlichen Kräften ausgestattet, damit sie seinem bösen Willen dienten. Sie rüsteten sich zum Teil mit umher liegenden Balken und Stangen und nahmen Steine aus dem Erdreich auf. Einige erhoben ihre eigenen schweren Grabsteine oder zogen verwitterte Kreuze heraus. Damit näherten sich die grausigen Wiedergänger in fürchterlichem Todestrieb ihren Opfern. „Ich webe einen Schutzzauber!“, rief Pandorax. „Dann kann uns keiner verletzen! Vernichtet diese widerlichen Geschöpfe!“ Felarion zog seine beiden Schwerter und stellte sich den Zombies entgegen. Wenn er einen geköpft oder abgestochen hatte, bewegten sie sich jedoch völlig unbeirrt weiter und setzten ihren Angriff fort. Die Untoten mussten deshalb einer nach dem anderen zerstückelt werden, bis ihre zerteilten Glieder zuckend auf dem Boden lagen und nichts mehr ausrichten konnten. Erst dann blieben die Überreste nach einiger Zeit bewegungslos liegen und setzten ihre unterbrochene natürliche Verwesung fort. Also schlachtete der Schwertkämpfer massenhaft Zombies, die ihn dank des Schutzzaubers zwar nicht verletzen konnten, deren spritzendes Blut und zerfetzte, stinkende Gedärme jedoch sein Gesicht und seinen ganzen Körper besudelten. Der Dämon Ulangarth fegte im Blutrausch wie ein Derwisch durch die Reihen der Feinde und schlachtete sie mit seinen bloßen Händen, indem er seine Finger zu Krallen formte und wie silberne Blitze in die Körper schnellen lies. Gewaltiger als man dies mit Streitäxten oder stählernen Klauen vermocht hätte, verrichtete der Dämon sein blutiges Tötungswerk, zerriss und zerstückelte er die stinkenden Zombieleiber. Die Waldzauberin Zayandra wirkte mächtige Sturmwinde, die Dutzende von Angreifern zugleich hoch wirbelten, davon wehten und auf einem Haufen von grausigen Leibern wieder herab fallen ließen. Dann feuerte sie gleißende grüne Strahlen aus ihren Fingerspitzen auf die Zombies ab. Damit zerteilte sie die Körper der Feinde mitsamt ihren Steinen und sonstigen Waffen, bis nur noch große stinkende Massen von versengten und verkohlten Überresten liegen blieben. Pandorax setzte schwarzes magisches Feuer gegen die Feinde ein. Er war der einzige, der die Untoten nicht vollständig zerstückeln musste, um sie zu vernichten, da er selbst jene Schwarze Magie beherrschte, die den Toten wieder Lebenskraft eingeflößt hatte. Schwarze allesverzehrende Flammenzungen gingen von seinen Händen aus. Wenn diese die Feinde trafen, ließen sie kurz die Skelette der Wiedergänger gleißend hell auflodern, bevor sie zu Nichts verbrannten. Endlich waren hunderte von Zombies wieder ins Totenreich zurückgesandt. „Ihr habt soeben eine kleine Kostprobe von Alazars Macht erfahren“, sagte Pandorax. „Meine Vermutungen über sein widerliches Treiben wurden bestätigt.“ „Jedenfalls wissen wir jetzt in etwa, mit wem wir es zu tun haben“, sagte Felarion bitter und wischte das Blut von seinen Schwertern und seinem Gesicht an einem der wenigen Stofffetzen ab, die noch unbefleckt geblieben waren. „Ja“, sagte Zayandra, „aber Alazar weiß offenbar auch von uns und er scheint nicht gewillt zu sein, uns das Dämonenauge zu überlassen.“ „Umso größer wird das Vergnügen sein“, sagte Ulangarth, „wenn wir das allmächtige Dämonenauge haben und uns gebührend für seine Freundlichkeit bedanken können.“ Die Gefährten verließen den schier endlosen Totenacker und den völlig in Schutt und Asche gelegten zerstörten Galgenwald.
7. Kapitel: Die Werke der Alten
Neben den langwierigen repräsentativen Aufgaben, die mit der Bekleidung meines Herrscheramtes einher gingen, erfuhr ich als neue Königin einiges, was mir zuvor als Mitglied des Königshauses unbekannt gewesen war und was die einfache Bevölkerung erst recht niemals erfuhr und sich nicht vorstellen konnte. Viele Aufgaben wurden von Hofbeamten übernommen und ich erfuhr in entsprechenden Sitzungen des Königlichen Rates nur das nötigste und allgemeinste über die Vorgänge bei Hofe, in der Hauptstadt und im Königreich, über die Handelsbeziehungen, diplomatischen Missionen, Spionageeinsätze und Kriege, die in meinem Namen geführt wurden. Oftmals hatte ich lediglich Verträge und Urkunden zu unterzeichnen, deren Inhalt und Bedeutung ich nicht kannte. Ebenso bewilligte ich drakonische Maßnahmen gegen Banditen und Aufständische, deren Wirken in letzter Zeit drastisch zugenommen hatte. Hierbei musste ich mich völlig auf die Vorlagen und die Beratung der alteingesessenen Hofbeamten verlassen, die bereits meinen beiden ermordeten Vorgängern gedient hatten oder sogar noch länger bei Hofe tätig waren und in höchster Verantwortung standen. Zuerst nahm ich dies alles als Selbstverständlichkeit hin. Nach einiger Zeit machte ich mir dann Gedanken, ob ich meine unverhoffte Stellung nicht dazu gebrauchen sollte, Veränderungen und Verbesserungen für das Land und für die Bevölkerung herbeizuführen. Ich musste jedoch bald erkennen und akzeptieren, dass ich lediglich eine formale Rolle ausfüllte und vollkommen in das Hofprotokoll und das Räderwerk der Bürokratie eingebunden war. Jedes Abweichen von den Gegebenheiten und gewohnten Abläufen, welche die hohen Beamten zur Bewahrung der Verhältnisse streng aufrecht erhielten, hätte zu unvorhersehbaren Folgen und organisatorischen Katastrophen geführt. Es war meinen älteren Vorgängern vermutlich nicht viel anders ergangen, denn nur so war die Herrschaft des Königshauses und des Adels in Zeiten des ständig drohenden Aufruhrs und der zahlreichen Gefahren einigermaßen sicherzustellen.
Einige Wochen nach meiner Krönung führte der Hofmarschall Kadrox mich in Begleitung meiner Leibgarde in geheime Bereiche des Palastes von Atlantium, die ich zuvor nicht gesehen hatte. Es gab mehrere aneinander grenzende große Säle, die so etwas wie ein militärisches Hauptquartier bildeten. Hier waren die Generäle, andere hochrangige Soldaten und Militärberater rund um die Uhr damit beschäftigt, auf Landkarten und mithilfe anderer Gerätschaften und vielfältiger Aufzeichnungen die Vorgänge im Reich und darum herum zu überwachen, zu analysieren und geeignete Pläne und Strategien für das weitere Vorgehen des Führungsstabes auszuarbeiten. Dies bezog sich zum einen auf die Aufrechterhaltung der Ordnung in der Hauptstadt und im eigenen Land, um jedes Anzeichen von Aufständen im Keim zu ersticken, die unsere Herrschaft bedrohen mochten. Was die allgemeine Unruhe und die angespannte Lage im Reich anging, konnte man in dieser Hinsicht nur noch das schlimmste verhindern, was direkt die Vorherrschaft des Königshauses betroffen hätte. Darüber hinaus war dem allgemeinen Verfall, der zunehmenden Verrohung und der drohenden Anarchie in den entlegeneren Gebieten einfach nicht mehr beizukommen. Zum anderen galt es, die Außengrenzen von Atlantis zu sichern und sich, sofern es uns betraf und wir noch daran beteiligt waren, in den Kriegen im Süden und in anderen Weltgegenden eine möglichst gute Stellung zu verschaffen. Außerdem machten in letzter Zeit immer mehr Angriffe des Wilden Volkes aus dem Norden den Grenzposten und den Menschen in den nördlichen Provinzen Schwierigkeiten. Die Strategen vermuteten, dass dies mit der unbekannten Macht aus dem Wüsten Land zu tun hatte, deren Gefahren man bisher kaum einschätzen konnte. Als Königin war ich für wichtige militärische Entscheidungen letztlich verantwortlich und musste somit zumindest die grobe Lage und strategische Ausrichtung der Generäle in dieser Hinsicht kennen.
In ein weiteres und noch wesentlich geheimnisvolleres Projekt des Palastes wurde ich wiederum einige Wochen später eingeweiht. Vermutlich hatte man sich mit meiner Person als Regentin vorerst abgefunden und da kein weiterer mysteriöser Anschlag auf das Staatsoberhaupt erfolgt war, kam nun die Zeit dafür, mir ein ganz besonderes Geheimnis zu offenbaren. Nach einem üppigen Festbankett im königlichen Speisesaal mit Gästen aus vielen Hohen Häusern, von dem eine arme Dorfgemeinschaft sicher monatelang hätte überleben können, trat Hofmarschall Kadrox an mich heran und geleitete mich zu Vertigor, einem grauhaarigen Berater mittleren Alters, der mir bei früheren Besprechungen und Sitzungen des Königlichen Rats niemals besonders aufgefallen war. „Eure Majestät“, grüßte Vertigor mit der gewohnten unterwürfigen Verbeugung eines Hofbeamten. „Wir möchten Euch heute etwas zeigen, dass von größter Wichtigkeit für Atlantis ist oder es in Zukunft werden könnte.“ Kadrox und Vertigor führten mich durch einen der militärischen Säle zu einem großen Eisentor. Zwei Wachen öffneten das Tor und wir betraten einen breiten Gang. Hier war alles bestens beleuchtet und wir bestiegen einen Wagen mit runden Fenstern und gepolsterten Sitzen. Dieser Wagon hatte jedoch keine großen Räder und wurde nicht wie gewöhnlich von Pferden gezogen, sondern nachdem Vertigor einen Schalthebel an der Seite betätigte, setzte er sich automatisch in Bewegung und glitt auf am Boden befindlichen Metallschienen dahin. Nach einigen Minuten Fahrt waren wir am Ziel angelangt und entstiegen dem Wagen. Nun führte man mich einen schmaleren Gang entlang und eine Treppe hinauf in einen Raum, der auf der anderen Seite in eine Aussichtsplattform mündete. Wir begaben uns ans Geländer der Plattform und blickten in ein riesiges Höhlengewölbe von unvorstellbar großen Ausmaßen hinab. Inmitten der gigantischen Höhle fanden Bauarbeiten an einem seltsamen riesenhaften Gebilde statt, das mich am ehesten an ein Schiff erinnerte, jedoch mindestens zehn mal so groß wie das größte Schiff war, das ich jemals im Hafen von Atlantium oder auf irgend einer Reise gesehen hatte. Hunderte von Arbeitern waren in der Höhle am geschäftigen Treiben, brachten in länglichen Wagen Baumaterialien heran oder arbeiteten auf hohen Gerüsten, die um das metallene Gebilde aufgestellt waren, an dessen Außenseite oder an bestimmten mitten im Bau befindlichen Komponenten. „Worum handelt es sich dabei?“, fragte ich und konnte mein Erstaunen kaum verbergen. „An dem Projekt wird bereits seit einigen Jahrzehnten gearbeitet, Eure Hoheit“, erklärte Vertigor. „Vor einigen Jahren habe ich die Leitung als Oberster Baumeister übernommen und mich seitdem einzig dieser gewaltigen Aufgabe gewidmet. Wie jeder weiß, naht mit dem Ende der roten Sonne auch das Ende unseres Planeten. Das Sternenschiff soll die Menschheit retten, wenn die Erde vernichtet wird.“ „Wie ist das möglich?“ fragte ich. „Unsere fernen Vorfahren haben unglaublich machtvolle Techniken entwickelt, die jedoch über die Jahrtausende weitgehend zerstört und längst vergessen wurden“, sagte der Baumeister. „Dazu gehörte die Reise in den Weltraum. Die Menschen hatten Fahrzeuge, mit denen sie sich blitzschnell fortbewegen konnten, schneller als der Schall, schneller als das Licht. Sie konnten mit technischen Hilfsmitteln fliegen und in Schiffen zu anderen Planeten und Sternen reisen. Manche meinen sogar, die unglaublichen Werke der Alten hätten das Leben der Sonne beeinflusst und zu ihrem derzeitigen Zustand geführt. Aus uralten Aufzeichnungen und in jahrzehntelangen Studien und Experimenten haben unsere Wissenschaftler, Baumeister und Alchemisten die alten Techniken wieder entdeckt. Sie sind in der Lage, zumindest einige ähnliche Gerätschaften zu konstruieren. Darunter die notwendige Versorgung mit Atemluft und den wundersamen Energieantrieb für das Schiff.“ „Dreitausend Menschen werden darin Platz finden, Eure Hoheit“, erläuterte Kadrox. „Selbstverständlich erfordern die Planungen und Bauarbeiten größte Geheimhaltung. Keiner der Arbeiter dort unten darf die Fertigungshalle und die angrenzenden Räume und Gemächer dieses Komplexes jemals verlassen. Auch Euch müssen wir bitten, Stillschweigen über diese Angelegenheit zu bewahren und nur mit Vertigor und mir streng vertraulich darüber zu sprechen. Die Bevölkerung und unsere Feinde dürfen nichts über dieses Projekt erfahren. Andernfalls wäre ein verheerender Aufstand gewiss. Schließlich können bedauerlicherweise nur der Hochadel und wenige Getreue beim Tod der Erde gerettet werden, indem sie in den Weltraum entrinnen.“ „Bald wird das Sternenschiff vollendet sein“, erklärte Vertigor. „Wir können heute zwar nicht den genauen Zeitpunkt vorausberechnen, wann das Leben auf der Erde ausgelöscht wird. Es gibt jedoch spezielle Instrumente und Messmethoden, die es uns erkennen lassen, wenn die letzte Verheerung unmittelbar bevorsteht. Dann bleibt gerade noch genug Zeit, das Schiff auszurüsten und die dreitausend Auserwählten an Bord zu bringen.“
8. Kapitel: Dunkle Kräfte
Fast ein weiteres Jahr lebte ich inzwischen bei den Füchsen. War ich jedoch zuvor ein Fremdling und ein Gefangener gewesen, der sich nie seines Lebens sicher sein konnte, so verehrte man mich nun als prophezeiten Retter und Erlöser des gesamten Wilden Volkes. Entsprechend konnte ich mich weitgehend frei bewegen und mit meinen Stammesgenossen in der Wildnis zum Früchtesammeln und auf die Jagd gehen. Ich weiß jedoch nicht, was passiert wäre, wenn ich zu fliehen versucht hätte, um die Füchse zu verlassen und zu meiner menschlichen Familie zurückzukehren. Meiner bisherigen Einschätzung und Erfahrung nach, hätte meine Lage sich ganz schnell wieder umkehren können und meine neuen Gefährten wären vermutlich nicht mehr sehr freundlich zu mir gewesen, hätte ich mich meiner gepriesenen Rolle als Silberner Fuchs verweigert. Also lernte ich nach den Erfahrungen im Fuchsbau auch das Stammesleben in den wilden Hügeln und den dichten Wäldern immer besser kennen, an das ich mich mit der Zeit gewöhnte und das durchaus seine Vorzüge und Reize hatte, wenn man es irgendwann nicht mehr mit den völlig anderen Gegebenheiten einer Kindheit auf einem menschlichen Landsitz verglich. Wie sich meine besondere Stellung als Silberner Fuchs auswirken sollte, zeigte sich dann etwa gegen Ende meines zweiten Jahres beim Wilden Volk wiederum auf völlig ungeahnte Weise.
Wir jagten zu fünft am Waldrand kleinere Tiere, als sich am zuvor helllichten Tage plötzlich eine seltsame Dunkelheit über das Land legte. Meine füchsischen Gefährten, deren Urinstinkte weit besser ausgeprägt waren als die meinen, gerieten in Panik, ließen ihre Jagdspeere zu Boden fallen und rannten wie in Todesangst zum nächstgelegenen Eingangspunkt des Fuchsbaus zurück. Ich selbst war zwar ebenfalls erschrocken, konnte mir jedoch auch eine natürliche Erklärung dieser seltsamen Verdunkelung vorstellen, die noch nicht das Erlöschen der dunkelroten Sonne bedeutete. Und so ging ich lediglich hinter einem Felsen in Deckung, um zu beobachten, was weiter geschehen mochte. Bald wurde es so dunkel wie in einer klaren Vollmondnacht und ein eisiger Wind kam auf. Ich versuchte, mich an die fahlen Lichtverhältnisse zu gewöhnen, als ich ein seltsames tiefes Summen vernahm. Dann stand plötzlich eine finstere Gestalt auf der Ebene ein paar Dutzend Meter von mir entfernt, die sich langsam umwendete, als ob sie meine Witterung aufnahm. Sie ging nicht am Boden, sondern schwebte in einem langen, tiefschwarzen Gewand auf den Fels zu, hinter dem ich mich verborgen hatte. „Andron“, sagte sie mit tiefer und Furcht einflößender, aber doch menschlicher Stimme. Ich war zutiefst erschrocken, doch zugleich wurde ein Gefühl der Vertrautheit in mir geweckt, als ich zum ersten Mal nach langer Zeit wieder meinen Namen in menschlicher Sprache hörte. „Oder sollte ich dich lieber Silberner Fuchs nennen?“, fragte der dunkle Ankömmling höhnisch, als habe er meine Gedanken gelesen und meine tiefsten und geheimsten Empfindungen durchleuchtet. Da ich keinerlei Sinn mehr darin sah, in meinem Versteck zu bleiben, kam ich hinter dem Fels hervor. Dieser seltsamen Macht hatte ich nichts entgegenzusetzen. „Wer seid Ihr?“, brachte ich erstaunt hervor, und bemerkte, dass ich große Schwierigkeiten hatte, wieder meine Muttersprache zu verwenden. „Man nennt mich Alazar“, sagte die finstere Gestalt. Im Schatten der tiefschwarzen Kapuze erkannte ich jetzt ein altes, fahles, böses Gesicht, aus dem mich giftgrüne Augen wie der Tod anstarrten. „Ich gedenke, diese Länder zu erobern, zu beherrschen und nach meinem Willen zu gestalten, bis mir bald eine weit größere Macht zur Verfügung steht, als sie sich im ganzen Multiversum jemals ein Zauberer erträumt hätte. Ich sehe, dass dir diese Fuchsmenschen und auch die andern wilden Hybridwesen huldigen und folgen. Das Wilde Volk wird mir eine dienliche Waffe gegen die Menschen von Atlantis sein. Und in dir sehe ich noch mehr dunkle Kräfte, die es für die Schwarze Magie und bei der Allmacht des Dämonenauges zu entfesseln gilt!“
9. Kapitel: Zusammenkunft
Tyrbald und Adebar hatten den verwüsteten Totenacker nördlich von Atlantium besichtigt. Durch die Freisetzung der schwarzmagischen Energien waren die Zauberer auf den Ort der Verheerung aufmerksam geworden. Tyrbald versuchte, die Vorgänge zu rekonstruieren. Er konnte erkennen, dass vier Kämpfer mit den finsteren Mächten von Alazar aneinander geraten und nach erbittertem Kampf gegen die Untoten entkommen waren. Soldaten und Hilfskräfte beseitigten die Berge von Leichenteilen, indem sie diese in große, zu diesem Zwecke ausgehobene Gruben schaufelten, die Überreste darin verbrannten und die Gruben dann mit Erde wieder zuschütteten. Dazu erbaten sie von Tyrbalt einen Zauber, der die Toten bis auf weiteres unter der Erde halten sollte. Später begann man mit Wiederaufbauarbeiten des Richtplatzes und des Friedhofs.
Die beiden Zauberer wanderten eine halbe Stunde lang weiter auf der Landstraße in Richtung Atlantium und mussten bald in stärker besiedeltes Gebiet kommen. Als sie an einem alten Hain großer Bäume vorbeizogen, brauten sich plötzlich dunkle Wolken zusammen und ein mächtiges Gewitter brach los. Platzregen und kalter Wind kamen auf, während es gewaltig blitzte und donnerte. Zuerst wehten den Wanderern Blätter und kleine Äste entgegen, doch bald wurde der Wind stärker, sodass Regenschauer und immer größeres und dichteres Gestrüpp den Männern die Sicht nahmen und der Sturm sie fast von den Füßen riss. „Das ist kein gewöhnliches Unwetter“, sagte Tyrbalt. Der alte Zauberer hatte seine graue Kapuze tief ins Gesicht gezogen. „Hier wirken ähnliche Kräfte, wie sie auch vorhin auf dem Friedhof zu spüren waren.“ „Was können wir dagegen tun?“, fragte Adebar, der sich mühsam gegen den Sturm stemmte und sein Gepäck festhielt. „Lass uns noch abwarten“, sagte Tyrbalt und schritt auf seinen langen Zauberstab gestützt voran. „Ich glaube nicht, dass es Alazar ist, der uns hier aufgespürt hat und angreift.“ In diesem Augenblick fühlten beide, wie aus dem Nichts kalte, knorrige Hände auftauchten und ihnen brutal in den Nacken griffen. Sie wurden hart zu Boden geschleudert und plötzlich stand eine schlanke, elegante Gestalt in blaugrünem Gewandt und mit dunkelgrünem Haar vor ihnen, die sie aus grünen, leuchtenden Augen ansah. Zayandra, die Waldzauberin, hatte sie überwältigt und hielt nun Tyrbalts magischen Stab in der Hand. Als das schreckliche Gewitter genauso schnell wieder abzog, wie es zuvor gekommen war, tauchten drei weitere Gestalten auf. „Seid gegrüßt“, sagte der Schwarzmagier Pandorax. „Offenbar sind wir nicht die einzigen, die ein Interesse an der Macht im Wüsten Land haben.“ „Fürwahr“, sagte Tyrbalt, der sich langsam wieder aufrichtete. „Doch vermutlich haben wir unterschiedliche Gründe für unsere Bestrebungen.“ Adebar blickte erstaunt auf und zwischen den Fremden umher. Er wusste nicht, wer von ihnen am faszinierendsten und am bedrohlichsten aussah. Der mächtige Schwarzmagier, die mystische Waldzauberin oder der finster drein blickende Schwertkämpfer? Bei weitem am widerlichsten wirkte auf ihn jedenfalls die silberne Erscheinung des höhnisch grinsenden Dämons, die fremdartige Eleganz und abgrundtiefe Bösartigkeit vereinte. „Alazar weiß von uns“, sagte Pandorax. „Vielleicht ist eure Mission ihm bisher unbekannt geblieben. Es wäre doch sinnvoll, wenn wir gemeinsam gegen den Widerling vorgehen.“ „Ihr habt jedoch andere Ziele als wir“, entgegnete Tyrbalt. „Welchen Unterschied würde es machen, wenn ihr Alazar vernichtet und anstelle seiner das Dämonenauge erlangt? Mit dieser grauenvollen Macht kann niemand sinnvoll umgehen.“ „Alazar steht kurz vor der Erlangung dieser Allmacht“, sagte Pandorax. „Das Dämonenauge ist nicht aufzuhalten und will seine Macht entfalten. Alazars Sieg würde für uns alle das Ende bedeuten. Unter meiner Führung hingegen werden meine Gefährten Anteil an der Macht haben und diese nach Belieben gebrauchen können. Wer außer uns könnte die Kräfte des Dämonenauges kontrollieren und in die richtigen Bahnen lenken? Dafür haben wir uns auf diesen Feldzug begeben. Alleine seid ihr verloren, aber mit vereinten Kräften schlagen wir Alazar. Nehmt das Angebot an und kämpft an unserer Seite! “ „Ich denke“, erklärte Tyrbalt, „vorerst können wir euch begleiten und gemeinsam gegen den Unhold ziehen. Was geschieht, wenn wir seiner und des Dämonenauges habhaft werden, bleibt jedoch am Ende der Reise zu klären.“ Die Waldhexe gab Tyrbalt seinen Runenstab zurück, während Felarion dem immer noch benommenen Adebar auf die Füße half. Dann setzte die Gruppe ihre Wanderung fort. Man beschloss, sich auf schnellstem Wege ins wüste Land zu begeben, da nicht mehr viel Zeit blieb, bevor Alazar über die ganze Macht des Dämonenauges verfügte, und keine andere Hilfe mehr zu erwarten war.
10. Kapitel: Von der Schwarzkunst
Die erste Voraussetzung der Schwarzkunst ist der absolute Wille zur Macht. Der Schwarzkünstler dient letztlich dem absoluten Bösen, das den letzten Urgrund und die dunkle Lebensquelle des gesamten Multiversums darstellt. Doch indem er dieser bösen Kraft dient, erhebt er sich selbst über alle anderen Lebewesen und über alle Gesetze der Menschen und der Natur. Der absolute Wille, immer mehr Macht zu erlangen und dabei jeden Feind erbarmungslos zu vernichten, zeichnen den fähigen Schwarzmagier aus. Denn die unendliche Machtsteigerung innerhalb der mannigfachen gegeneinander kämpfenden Kräfte und Machtbestrebungen, die das ganze Multiversum bilden, ist das einzige Prinzip der bösen Urkraft. Der Schwarzkünstler verwendet alle Elemente der Natur für sein magisches Wirken, doch insbesondere macht er sich direkt die dunklen Energien der bösen Urkraft für seine Zauberei nutzbar. Und die mächtigste magische Waffe, welche die dunklen Energien der bösen Urkraft in der Hand eines fähigen Schwarzmagiers nach Belieben bündeln, verstärken und entfesseln kann, ist das finstere Dämonenauge. Es bedeutet Allmacht und die ewige Herrschaft des Bösen. Die Dämonen sind ebenfalls Ausgeburten des absoluten Bösen. Sie existieren in einer eigenen dunklen Sphäre, der Welt der Dämonen, aus der sie nur unter besonderen Bedingungen in andere Welten reisen können. Eine Möglichkeit besteht darin, dass ein Mensch einen Dämon in einem schwarzmagischen Ritual beschwört. Für gewöhnlich verspricht der Mensch sich dadurch Macht und Vorteile, zumeist wird er jedoch von dem Dämon einfach überwältigt oder überlistet und betrogen, in Verzweiflung und Verderben gestürzt und schließlich in die finstere Welt der Dämonen hinab gezogen. Dort darf er nicht sterben, sondern leidet ewig unter den perfiden Qualen, welche die Dämonen sich für ihn auf ihren Folterburgen ersinnen. Nur die mächtigsten Schwarzkünstler können selbst in die Welt der Dämonen reisen und mehr oder weniger unversehrt auf die Erde zurückkehren. Ebenso können nur die mächtigsten Schwarzmagier einen Dämon beschwören und darauf hoffen, dass er den Pakt mit ihnen zum gemeinsamen Vorteil einhält, wenn dem Dämon dadurch nämlich ein größerer Preis winkt, als es die Zernichtung des Beschwörers wäre. Selbst die mächtigsten Zauberer müssen jedoch immer mit der arglistigen Tücke und der abgrundtiefen Bösartigkeit der Unwesen rechnen, wenn sie sich auf einen solchen gefährlichen Pakt einlassen. Denn die silbernen Dämonen sind gleichsam die reinste Inkarnation des absoluten Bösen, der ein Mensch überhaupt begegnen kann, und sie werden letztlich immer nur dem Chaos und der bösen Urkraft dienen, denen sie entstammen.
Mein allmächtiger Meister Alazar hatte tausend Dämonen beschworen, damit sie in seiner Armee dienten. Mit der Macht, die er bereits aus dem Dämonenauge bezog, konnte er sie leicht beherrschen. Darunter waren schlanke und elegante Wesen, welche die menschliche Sprache bestens kannten und heimtückisch zu gebrauchen wussten, ebenso wie größere, monströse Bestien, den wilden Raubtieren auf der Erde nicht unähnlich, aber um ein vielfaches gefährlicher und stärker. Außerdem gehörten seiner Armee dreihundert mächtige Schwarzkünstler an. Dies war ein Großteil aller Schwarzmagier der sterbenden Erde, die sich in Alazars dunkler Festung im Wüsten Land eingefunden hatten. Hunderttausend Füchse, Hirsche, Wölfe und Bären des hybriden Wilden Volkes und noch mehr Unwesen, die nach langen Zeiten wieder aus den finsteren Wäldern und eisigen Polarregionen des Nordens hervor gekommen waren, ergänzten die Streitmacht. Sie lagerten in Zelten und Höhlen oder einfach auf dem wüsten Boden in weitem Kreis um die schwarze Festung herum. Ein Jahr nachdem mein allmächtiger Meister mich bei den Füchsen gefunden und zu seinem Schüler gemacht hatte, durfte ich in hervorgehobener Stellung als Silberner Fuchs in seiner Armee dienen. Das Wilde Volk war nun vollständig im Zauberbann des Meisters und folgte unserem Befehl. Davon versprach es sich Überleben, Freiheit und Macht unter einer wieder geborenen Sonne. Ebenso unverhofft wie zum mystischen Führer und Erlöser der Füchse war ich unter Alazar zum Schwarzkünstler geworden. Mit ganzer Kraft und jedem meiner Gedanken folgte ich dem allmächtigen Meister und dem absoluten Willen zur Macht. Die Zerstörung von Atlantis und die Vernichtung aller Menschen, die uns nicht als Sklaven dienten, sollten nur ein kleiner Vorgeschmack auf die Herrschaft sein, die mein Meister bald durch das Dämonenauge über das ganze Multiversum erlangen würde.
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